Anlage einer Wildblumenwiese

zur nachhaltigen Vermehrung der Wildblumenflora in der Region.

Begründung:

Die blütentragenden Wildpflanzen sind die Ernährungsgrundlage für jene vielen Insektenarten, die maßgeblich auch für die Bestäubung der Kulturpflanzen im Garten- und Obstbau zuständig sind.

Dies sind vor allem die Bienen, zu denen in Niedersachsen ca. 350 Arten gehören, darin enthalten ca. 20 Hummelarten und die Honigbiene als einzige sozial lebende Insekten. Aber auch zahlreiche Wespen, Schwebfliegen, Blumenfliegen, einige Käfer und Insekten anderer Ordnungen ernähren sich vom Nektar und Pollen der Wildpflanzen und bestäuben sie dadurch. Die Rolle der Honigbiene ist allgemein bekannt, wird aber oft überschätzt, denn zum Beispiel 50-70% der Bestäubungsleistung bei früh blühenden Kirschen und Birnen wird von Wildbienen u.a. Insekten geleistet. – Dass auch die Fülle der Vogelwelt von einer reichhaltigen Insekten- und Pflanzenwelt abhängt, sei hier nur angemerkt; so singt z.B. in Hollands berühmten Tulpenfeldern kaum noch eine Amsel -.

Eine weitere Begründung für das Projekt liefert die Biodiversitätskonvention  der UNO, die auch Deutschland unterschrieben hat. Darin geht es um den heute mehr denn je zuvor angesagten Schutz der Artenvielfalt. Dies betrifft in Deutschland vor allem die Agrarlandschaft, die Wälder und den besiedelten Bereich, weil dort die Lebensmöglichkeit wild lebender Tier- und Pflanzenarten am weitesten eingeschränkt wurde. Und diese Einschränkung erfolgt nicht nur durch die Intensivlandwirtschaft, sondern im Siedlungsbereich auch durch die Kenntnisarmut einer Bevölkerung, die im Glauben an das vermeintlich Richtige, ihre Gärten und Kleinparks weitestgehend blütenarm hält. – Eine an der Ökologie orientierte arten- und nischenreiche Gestaltung hilft hingegen, dem Artensterben zu begegnen – sowohl in der Natur als auch in der Naturkenntnis der Menschen.

Deshalb: Die Anlage z.B. einer Wildblumenwiese ist heute erheblich mehr als eine „grüne Idee“ – es ist eine politische weil ökologische Notwendigkeit.

Zur Praxis:

Zur Herstellung einer artenreichen Wildblumenwiese reicht es nicht, eine Acker- oder Rasenfläche nur „durchwachsen“ zu lassen.  Denn (1.) ist das Artenspektrum meistens sehr verarmt und/oder es gilt (2.), dominierende Wurzelunkräuter (Ampfer, Beifuß, Distel, Quecke, Weißklee, Winde) oder Samenunkräuter (Melde, Hirtentäschel, Hirse, Jakobs-Kreuzkraut, Kamille, Ackerhellerkraut…) zurückzudrängen, um ihren „Heimvorteil“ beim Start auszuschalten.

1. Eine Rasenfläche soll umgewandelt werden:

Methode 1.1: Man zieht in Blumentöpfen die gewünschten Jungpflanzen (s. 2.2) heran oder kauft sie in Blumentöpfen, sticht für jede Pflanze eine Grassode heraus und pflanzt ein. Der umgebende Rasen wird kurz gehalten, der übrige seltener gemäht (s. 2.2).

Methode 1.2: Man beseitigt den Rasen vollständig (Abschieben oder tiefes Umgraben/Pflügen)und sät die Wildblumenmischung ein.

2. eine Ackerfläche soll umgewandelt werden:

Sofern noch vorhanden, werden unerwünschte Wurzel- und Samenunkräuter beseitigt:

Wurzelunkräuter (s.o.) nicht fräsen, sondern grubbern und mit der Egge die Wurzeln nach oben ziehen und vertrocknen lassen. Dies kann (vor allem bei Quecke und Beifuß) mehrmals im Abstand von 2-3 Wochen geschehen.
Im Garten (auf überschaubaren Fächen) den lockeren Boden gründlich ausharken.

Samenunkräuter (s.o.) kann man durch mehrmaliges flaches Fräsen und Eggen bekämpfen.

Die Ansaat:

Methode 2.1: Mähdruschverfahren: Man schafft von einer vorbildlich artenreichen Wiese das Schnittgut auf die Fläche, lässt es dort trocknen und aussamen. (Wo gibt es solche eine Spenderfläche noch?)

Methode 2.2: Neue Ansaat

Das Saatgut sollte von Wildpflanzen der Region (bei uns also aus dem Norddeutschen Tiefland) stammen, um sich dauerhaft auf der Wiese zu halten. Exotische Komponenten aus dem Mittelmeerraum oder aus dem Zierpflanzenbau sind zu vermeiden, weil sie nicht von Dauer sind. Auf kleineren Flächen kann man auch mit Mischungen aus Wildblumen und offenblütigen Zuchtformen experimentieren.

Der Zeitpunkt: Die Ansaat kann im Frühjahr oder im Sommer oder Herbst erfolgen – der Zeitpunkt sollte sich nicht nach einem Monat, sondern nach einer zu erwartenden feuchten Witterungsperiode richten, denn die Keimlinge benötigen mindestens 4-5 Wochen durchgehend Feuchtigkeit.  Die frisch ausgebrachte Saat ist noch nicht empfindlich gegen Trockenheit, die ausgekeimte Saat hingegen sehr.

Wie wird gesät? Das Saatgut wird sparsam (weniger ist mehr!) mit ca 2-4g/m2 auf den feinkrümeligen Boden gestreut und richtig fest angewalzt (Feuchtekontakt). Es darf bei Lichtkeimern nicht eingeharkt werden. Dunkelkeimer werden leicht mit Erde bedeckt und ebenfalls fest angewalzt. Oft gelingt bei Mischungen ein Kompromiss durch sehr schwaches Einharken. Zum leichteren gleichmäßigen Aussäen mit der Hand sollte man die Samen mit Sand oder Getreideschrot mischen.

Düngung: Für sehr arme Standorte (gelber Sand) wird eine Startdüngung durch eine dünne Kompostschicht (1-2 cm) oder die einmalige Gabe von organisch-mineralischem Dünger (50g/m2) empfohlen. Später sollte eine Wiese nicht gedüngt werden.

Die Pflege:

Blumenwiesen werden bei uns in Norddeutschland 1-2mal im Jahr gemäht – das entspricht der traditionellen Wiesenpflege, welche die Artenvielfalt erhält.  Die erste Mahd erfolgt bei gutem Wachstum im Frühsommer (Juni) während der Margaritenblüte, die zweite im Herbst – oder besser, zur Versorgung der Vögel im Winter, erst im Frühjahr Anfang April. In jedem Fall sollte die Pflanzenmasse nach dem Abtrocknen nach 3-5 Tagen abgeräumt werden, um eine Düngung zu vermeiden. Blumenwiesen mit mindestens 50% Gräseranteil können auch sparsam beweidet werden.

Achtung im 1. Jahr: Wenn die Fläche noch ein Samen- und Wurzeldepot unerwünschter Beikräuter enthält, können diese den Start der angesäten Pflanzen sehr erschweren, indem sie schneller auflaufen und dominant werden. Dann empfiehlt sich 8-10 Wochen nach Aussaat ein Schröpfschnitt auf 5-6 cm Wuchshöhe und das Abräumen der Pflanzenmasse. Dies im Zweifelsfall sogar auch noch ein zweites Mal.

Grundsätzlich gilt: Der Erfolg einer Wiesenanlage hängt sehr von der Qualität der Vorbereitungen ab.  Diese lohnen sich vor allem auch im Hinblick auf den Genuss, den der Anblick einer blühenden und summenden Wiese bietet, in der bei genügender Größe auch eines möglich wird zur Freude von Kindern und Erwachsenen:

Blumenpflücken erlaubt!

Text: Dr. Wolfram Eckloff

Informationen aus dem Internet von der Praxis für die Praxis:

www.naturgarten.org  Beispielgärten, Bücher, Filme, Samenquellen …

https://wir-tun-was-fuer-bienen.de/files/media/2018/broschuere_2018_web_lesen.pdf

Vorbereitung und Pflanzenlisten:

https://www.rieger-hofmann.de/index.php?id=82 – Es empfiehlt sich, den kostenlosen Jahreskatalog der Firma zu bestellen, weil er sehr viele theoretische und praktische Infos enthält. Adresse dort < https://www.rieger-hofmann.de/index.php?id=17>

Pflanzenlisten:

http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Bienenlexikon.pdf?__blob=publicationFile

https://www.nabu-lueneburg.de/naturnaher-garten/bienenfreundliche-pflanzen/

https://wir-tun-was-fuer-bienen.de/allgemeine-informationen.html

https://www.wildbee.ch/wildbienen/nahrung

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