*Wir sprechen lieber von Wohnungen für Insekten und nicht von „Insektenhotels“, denn die Insekten leben darin ja nicht nur für Übernachtung mit Frühstück, sondern sie wohnen dort, tapezieren, bauen Wände ein und lagern Nahrungsvorräte ein. Und dann überlassen sie die Wohnung ihren Kindern für ein ganzes Jahr.
Wir gehen von der Tatsache aus, dass sich in unseren aufgeräumten Siedlungen zu wenige Strukturen finden, die als natürliche Nistgelegenheiten für Wildbienen und Grabwespen dienen können. Neben einem zu vermehrenden Nahrungsangebot (Wildblumenwiese) sind deshalb künstliche „Kleinstrukturen“ zu schaffen. Dies sind aber keine Abfälle diverser Art, wie man sie oft in den käuflichen „Insektenhotels“ findet: Unsinnige Ansammlungen von Baumrinden, Tannen- und Kiefernzapfen, Heuknäuel, Holzwolle, leere Hochlochziegelsteine etc. – Wofür wir sorgen müssen sind lediglich sauber gebohrte Löcher oder Röhrchen, in denen oberirdisch nistende Wildbienen und Grabwespen ihre Bruten anlegen können. Wir imitieren nur, was natürlich vorkommt: Käferbohrlöcher in Holz, Hohlräume in vertrockneten Pflanzenstängeln, lockere Fugen in altem Mauerwerk, lös- und lehmgebundene Steilwände für grabende Insekten.
Folgende Teile haben sich als künstliche Nisthilfen bewährt:
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- Holzklötze (jeder Größe) mit Bohrlöchern von 2-10 mm, wobei der Schwerpunkt der am meisten genutzten Löcher 3-6 mm ist. Die Löcher dürfen keine festsitzenden Späne enthalten und müssen auch am Eingang „fransenfrei“ sein. Man bohrt am besten von der Rinde und nicht vom Hirnholz aus. Man verwendet trockenes Laubholz (Buchenscheite, Eichenpfähle, Eschenknüppel, Obstbaumklötze). Die Lochtiefe entspricht der üblichen Bohrerlänge .
- Hohle Pflanzenstängel von 2-10 mm Lochdurchmesser (s. oben): Abgetrocknete Zweige von Forsythia, Weinreben, Sommerflieder etc. wobei man bei einigen das Mark mit einer Schraube herausziehen muss. Und dann natürlich Strohhalme (3-4mm), Schilfhalme und dünne Bambusstäbe. Man schneidet die Teile auf 10-15 cm Länge und bündelt sie zu kompakten Einheiten oder lässt sie in einer leeren Blechdose in etwas Gips ein, denn die Röhren sollten an einem Ende immer geschlossen sein. Man kann auch längere Ruten einfach zusammen binden und senkrecht an einem regenfreien Ort befestigen.(s.a. : http://www.wildbienen.de/wbschutz.htm)
- Lehmwände für selbstgrabende Wildbienen, Grab- und Lehmwespen: rohe Lehmziegel oder ausgestochene Klötze aus Lösboden, die man in schützende Holzkisten hineinlegt. Man drückt ein paar Löcher von geringer Tiefe hinein, um die Tiere zum Weiterbauen anzulocken. Ton und fetter Lehm werden zu hart und sind von den Insekten kaum zu bearbeiten. Stroh im Lehm behindert die grabenden Insekten. Hinter einem Schutzdraht bleiben die Schornsteine der Schornstein-Grabwespen gut zu beobachten.
- Gebrannte Tonsteine mit vielen gebohrten Löchern, flache Strangfalzziegel mit Löchern.
So könnte eine Insektenwohnwand („Wildbienenhaus“, Insektenschutzhaus“…) aussehen:
Es kommt nicht auf die Größe des Bauwerks an, sondern allein auf die Qualität der Elemente darin. Eine Insektenwohnwand sollte vorn mit einem Maschendraht und hinten durch eine stabile Rückwand geschützt sein, damit vor allem die leicht zu entfernenden Teile (Schilf, Pflanzenstängel) bewahrt werden können. Die Insekten sollen darin ja vom Ei bis zum fertigen Tier über ein ganzes Jahr sicher sein. Zwischen die Wohneinheiten kann man eine kleine Informationstafel anbringen, die das Innere eines Wildbienen- und eines Grabwespenganges zeigt (s. unten). Die Vorderseite sollte nach Süden-Südosten ausgerichtet sein und viel Sonne haben. Ein überstehendes Dach schützt vor Regen.
Schnitt durch einen Klotz mit einem Wildbienennest (oben) und einem Grabwespennest (unten):
Text: Dr. Wolfram Eckloff