Lebensraumansprüche von Bienen

Lebensraumansprüche von Bienen

Um den eigenen Garten oder Balkon bienenfreundlich gestalten zu können, sollte man sich zunächst mit den Lebensraumansprüchen von Bienen vertraut machen.

Grundvoraussetzung für das Vorkommen und die Fortpflanzung von Bienen ist eine Kombination aus gutem Ressourcenangebot (Nistplatzangebot, Nahrungsangebot) sowie idealen Witterungsbedingungen.

Witterung
Bienen lieben Wärme und Trockenheit und werden deshalb nur bei ausreichender Besonnung und entsprechend hohen Temperaturen aktiv. Der zuträgliche Temperaturbereich ist je nach Bienenart aber sehr unterschiedlich. Während bei zwei bis sechs Grad Celsius die meisten Wildbienen beispielsweise inaktiv sind, geht die Hummel bei diesen Temperaturen noch auf Nahrungssuche.

Kleinstrukturen (Nistplätze, Nestbau)
Da die Ansprüche in Bezug auf Nistplatz und Nestbau für die einzelnen Wildbienenarten sehr unterschiedlich sind, ist eine Vielzahl an Kleinstrukturen, die einen Großteil des Jahres unberührt bleiben, sehr wichtig. Etwa 68 % aller heimischen nestbauenden Wildbienenarten nisten im Erdreich und benötigen dafür nährstoffarme, offen gehaltene und ungestörte Böden, die lose mit Zweigen und Blättern bedeckt sind. Etwa 32% der Nestbauer brüten in oberirdischen Hohlräumen wie morschem Holz, hohlen Pflanzenstängeln oder Fels- und Mauerspalten und rund 25% der Wildbienen bauen aufgrund schmarotzender Lebensweise selbst keine Nester, sondern besiedeln die Nester anderer Bienenarten. Bienenreiche Lebensräume sind beispielsweise Felsensteppen, extensiv genutzte Halbtrockenrasen und Glatthaferwiesen, breite Wald- und Heckensäume, Acker- und Wiesenbrachen oder Obstgärten mit extensiver Wiesennutzung, da diese entsprechende Kleinstrukturen wie Totholz, Felsstrukturen, nackte Bodenstellen in lückiger Vegetation, Schneckengehäuse, dürre, markhaltige oder hohle Pflanzenstängel sowie Brombeerhecken und Brachflächen zur Verfügung stellen.

Nahrungsangebot
Die Vielfalt an Pflanzen, die den Nistplatz umgeben, stellen nicht nur Nistmaterial wie Laub-und Blütenblätter, Holzfasern oder Baumharz zur Verfügung, sondern auch Nahrung in Form von Pollen- und Nektarquellen. Um ihre Brut ausreichend versorgen zu können, benötigen Bienen ein großes, gleichmäßiges und über die gesamte Vegetationsperiode gestaffeltes Blütenangebot von Wildpflanzen. Auch die Vielfältigkeit der Blüten wie beispielsweise Wildblumen, blühende Sträucher oder blühende Obstbäume, ist für die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Wildbienenarten, wie beispielsweise die Spezialisierung auf bestimmte Pflanzen oder die Größe des Saugrüssels ausschlaggebend. Dies kann auch zur Verringerung des Konkurrenzdruckes beispielsweise durch die Honigbiene führen, der vor allem auf blütenspezialisierte Bienenarten wirkt.

Neben Pollen und Nektar benötigen Wildbienen bei hohen Temperaturen auch gut zugängliche Wasserstellen. Weitere Faktoren wie die Größe der jeweiligen Bienenart, deren Rüssellänge oder ihre Spanne der Temperaturverträglichkeit nehmen Einfluss auf die Nutzung unterschiedlicher Nist- und Nahrungsangebote.

Erreichbarkeit und Flugradius
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Strecke zwischen Nistplatz und Nahrungsangebot. Auch wenn Hecken, Straßen oder offene Wasserflächen für Wildbienen nicht unüberwindbar sind, werden diese Landschaftsstrukturen eher gemieden und nur bei einem reduzierten Blütenangebot genutzt, da sie für die Bienen einen Aufwand darstellen.

Je nach Bienenart können sich die Nist- und Nahrungsräume überlagern oder aber örtlich weit getrennt liegen, wenn sie trotzdem gut erreichbar sind. Dadurch lässt sich oftmals kein einzelner Gesamtlebensraum einer Bienenart definieren, sondern verschiedene Teillebensräume. Abhängig von der Bienenart sowie der Körpergröße unterscheidet sich auch der Sammelradius der Bienen für Pollen, Nektar und Nistmaterial stark. Der optimale Flugradius von Wildbienen geht im Mittel nicht über 300 Meter hinaus Bei einem reduzierten Blütenangebot können sich die Flugentfernungen der Honig- und Wildbienen aber deutlich verlängern und bei Honigbienen beispielsweise einen Aktionsradius von über 10 Kilometern einnehmen.

Störung durch den Menschen
Die natürlichen Lebensraumbedingungen für Bienen werden durch den Menschen stark beeinträchtigt. Potentielle Störfaktoren werden unter dem Punkt <Gefährdungen> ausführlicher vorgestellt.

Text: Jasmin Mena Sauterel, 05.04.2018

Empfohlene Literatur:

Felix Amiet und Albert Krebs: Bienen Mitteleuropas. Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Bern 2014

Cornelis Hemmer und Corinna Hölzer: Wir tun was für Bienen. Stuttgart 2013

Helmut und Margrit Hintermeier: Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. München 2009.

Paul Westrich: Wildbienen – Die anderen Bienen. München 2015

Antonia Zurbuchen und Andreas Müller: Wildbienenschutz: von der Wissenschaft zur Praxis. Bern 2012

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